on Sonntag, 01 März 2015.
Kaffeegenuss galt lange als Gesundheitsrisiko. Inzwischen weiß man: Seine Inhaltsstoffe beugen Arteriosklerose, Stoffwechselerkrankungen und sogar manchen Krebsarten vor.
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Kaffee für die Gesundheit besser ist als sein Ruf. Während Experten lange darüber stritten, wie sich sein Genuss auf das Herz-Kreislaufsystem auswirke und eher von negativen Folgen ausgingen, legen neuere Studien eine schützende Wirkung nahe.
„Wer pro Tag drei bis fünf Tassen Kaffee trinkt, erleidet seltener Gefäßerkrankungen, eine koronare Herzerkrankung (KHK), einen Herzinfarkt oder Schlaganfall als jemand, der keinen Kaffee trinkt“, bringt Dr. Reinhold Lunow den aktuellen Stand der Forschung auf den Punkt.
Der Internist und ärztliche Leiter der Praxisklinik Bornheim zwischen Köln und Bonn sagt: „Zwar kann viel Koffein kurzfristig den Blutdruck erhöhen. Aber chronisch erhöhte Blutdruckwerte gehen nicht auf das Konto von Kaffeegenuss, selbst dann nicht, wenn man mehr als fünf Tassen trinkt.“
Tatsächlich weisen die Gefäße von Kaffeetrinkern weniger Kalkablagerungen auf als die von Kaffee-Abstinenzlern. Neben einer selteneren Arteriosklerose treten auch weniger metabolische Störungen auf: Ein Diabetes, krankhafte Veränderungen im Fettstoffwechsel oder Gicht sind bei Kaffeetrinkern rarer.
Wissenschaftler machen hierfür die sogenannten Polyphenole verantwortlich, sekundäre Pflanzenstoffe im Kaffee. Sie setzen einen Reinigungsprozess in den Zellen lebenswichtiger Organe wie Herz, Leber und in der Skelett-Muskulatur in Gang: Die Zellen reinigen sich selbst und entfernen dabei überflüssige und schädliche Substanzen, etwa nicht mehr benötigte eigene und fremde Proteine. Auch Viren und Bakterien werden auf diesem Weg entsorgt.
Was noch zu gebrauchen ist, wird bei diesem als Autophagie bzw. Autophagozytose bezeichneten Prozess wiederverwendet – ein Mechanismus, der z. B. beim Fasten wichtig ist, wenn die Zufuhr lebenswichtiger Nährstoffe reduziert ist.
„Damit dieser Prozess funktioniert, sollte man Kaffee ohne tierisch erzeugte Milch zu sich nehmen, da diese die Aminosäure Methionin enthält“, so Dr. Lunow. „Sie schränkt die Autophagie ein. Besser ist es, man trinkt seinen Kaffee schwarz oder alternativ mit Mandelmilch oder Kokosmilch.“
Stand Kaffee lange Zeit im Ruf, Krebs auszulösen, gilt auch diese Annahme heute als überholt. Für manche Krebsarten – Darmkrebs, Prostatakrebs, Blasenkrebs, Hirntumoren, Krebs im Mundraum – deutet stattdessen vieles auf eine schützende Wirkung hin. Welche Inhaltsstoffe im Kaffee dafür verantwortlich sein könnten, ist allerdings noch unklar.
Trotz dieser guten Eigenschaften sollte man auch Kaffee mit Bedacht genießen. Wie bei allen Nahrungs- und Genussmitteln kommt es auf die Menge an. So wirkt Kaffee entgegen der landläufigen Meinung zwar nicht entwässernd; Koffein erhöht nur kurzzeitig die Filterfunktion der Nieren und damit die Urinbildung. Trotzdem sollte man Kaffee nicht als Durstlöscher nach dem Sport verwenden, sondern hierfür auf Wasser und Saftschorlen zurückgreifen.
„Kaffee kann man grundsätzlich guten Gewissens genießen“, sagt Dr. Lunow. „Zurückhaltung empfiehlt sich während der Schwangerschaft und bei einer schwer einstellbaren Hypertonie.“
Auch zur Einnahme von Medikamenten ist Kaffee eher nicht geeignet, da er manche arzneilichen Wirkstoffe beeinflusst. „Wer morgens z. B. Schilddrüsenhormone (Thyroxin, fT4) einnimmt, sollte dies nicht mit Kaffee tun und auch anschließend mindestens eine halbe Stunde warten“, rät der Experte für Diagnostik und Vorsorge, „denn Kaffee verzögert die Aufnahme der Hormone in die Blutbahn. Die Folge sind niedrigere T4-Werte im Blut.“
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