on Mittwoch, 01 August 2018.
Über chronische Verstopfungen (Obstipation) klagen mehr als zehn Prozent der Bevölkerung. Mit der richtigen Diagnose kann geholfen werden.
Blähbauch, Übelkeit, kein Appetit und Schmerzen im Anus – wer unter Verstopfungen leidet, kennt die Auswirkungen. Wird die Verstopfung nicht behandelt, kann dies dauerhaft zu schweren gesundheitlichen Folgen führen. Doch um nachhaltig gegen eine Verstopfung vorgehen zu können, muss zuerst die Ursache entdeckt werden. Schritt eins dabei ist die Diagnose. Eine chronische Verstopfung liegt vor, wenn über eine Dauer von rund drei Monaten kein befriedigender Stuhlgang, das heißt der Darm kann nicht ausreichend oder nur sehr mühsam entleert werden, möglich ist. Denn grundsätzlich ist der Verdauungsprozess sehr individuell. So ist eine Darmentleerung zwischen dreimal täglich bis zu dreimal in der Woche, solange diese befriedigend und regelmäßig ist, im Bereich des Normalen.
Die Ursachen für eine chronische Verstopfung sind dabei vielfältig. Ein häufiger Grund können die Hormonschwankungen sein. Betroffen davon sind vor allem Frauen. Der wechselnde Anteil der weibliche Hormone Progesteron und Gestagen während einer Schwangerschaft, in der Stillzeit, in den Wechseljahren und innerhalb des Monatszyklus wirkt sich verlangsamend auf die Verdauung aus. Häufig ist ein erschwerter Stuhlgang bis hin zur Verstopfungen die Folge. Ähnliches gilt für Patienten, die aus einem anderen Grund an Hormonschwankungen leiden, wie bei einer Schilddrüsenunterfunktion, die meist Folge einer autoimmunbedingten Schilddrüsenentzündung wie Hashimoto-Thyreoiditis ist oder ein Diabetes mellitus. Ebenfalls ein erhöhtes Risiko eine Verstopfung zu erleiden haben ältere Menschen. Die von Natur aus verlangsamte Verdauung ab dem 65 Lebensjahr, eine eingeschränkte Mobilität aufgrund des Alters sowie Nebenwirkungen von Medikamenten (z. B. Opiate) führen auf Dauer zu einer Darmträgheit, die den Verdauungsprozess behindert. So kann sich im Dickdarm harter Stuhl festsetzen, der eine Entleerung erschwert. Zudem tritt in seltenen Fällen als Ursache auch eine Verengung des Darms, wie durch einen Tumor, auf. Daher ist es wichtig vor einer Behandlung, in einem ausführlichen Patientengespräch Faktoren wie Allgemeinbefinden, Ernährung, Lebensumstände, Schmerzen beim Stuhlgang absetzen, Konsistenz des Stuhls, Stuhlfrequenz, Medikamente, Voroperationen im Bauchraum, Auslandsaufenthalte in der Vergangenheit und chronische Erkrankungen zu erörtern.
Damit die Ursache für die Verstopfung zuverlässig ermittelt werden kann, stehen in der Medizin zahlreiche Diagnosemöglichkeiten zur Verfügung. So gehört zur Anamnese je nach Ausgangssituation eine Blut- und Stuhlprobe. Hierbei wird der Kaliumwerte im Blut und die Konzentration der Schilddrüsenhormone festgestellt. Besteht der Verdacht auf nicht sichtbares (okkultes) Blut im Stuhl, kann ein Ifob-Test Sicherheit bringen. Zudem gehören eine körperliche Untersuchung und ein Ultraschall des Bauches (Sonografie des Abdomens) dazu. Wenn nötig auch ein Abtasten des Enddarms (Rektum). Liegen danach keine schlüssigen Werte vor, wird eine Darmspiegelung (Koloskopie) durchgeführt.
Wenn auch wissenschaftlich nicht bewiesen, so gehen Mediziner und Ernährungswissenschaftler stark davon aus, dass eine ballaststoffreiche Ernährung, Bewegung im Alltag sowie ausreichend Flüssigkeit die Verdauung fördern und eine chronische Verstopfung vorbeugen. Gemeinsam mit der Bandbreiter diagnostischer Mittel können Patienten mit chronischer Verstopfung aktiv an ihrem Wohlbefinden mitwirken.