on Sonntag, 09 Februar 2020.
Gicht - quälender Gelenkschmerz lässt sich stoppen
Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, Der Harnsäurespiegel im Blut ist erhöht, dadurch kommt es zu schmerzhaften Entzündungen der Gelenke und zu Nierenschäden.
20 % der Bevölkerung haben einen erhöhten Harnsäurespiegel und sind damit gefährdet. 80 % der Erkrankten sind Männer. Ein neues Medikament auf dem Markt kann den Harnsäurespiegel effektiv senken.
Harnsäure entsteht im Stoffwechsel aus "Purinen". Diese Substanzen sind in fast allen Lebensmitteln enthalten. Produziert der Organismus zu viel Harnsäure oder, was meistens der Fall ist, wird über die Niere zu wenig Harnsäure ausgeschieden, kommt es zu einem erhöhten Harnsäurespiegel. Die Deutsche Gicht-Liga hat herausgefunden, dass hierzulande über 1 Million Menschen betroffen sind.
Zu Beginn einer Gichterkrankung lassen sich für einige Jahre erhöhte Harnsäurewerte im Blut nachweisen. Schmerzsymptome in den Gelenken finden sich dabei noch selten.
Dann erfolgt der erste akute Gichtanfall. Dabei sind bereits so viele Harnsäurekristalle im Gelenk abgelegt worden, dass die Flächen zu reiben beginnen. Beim ersten Gicht-Anfall ist meist das Gelenk der großen Zehe betroffen. Häufig sind nachts die Grundgelenke der Zehen und des Daumens beteiligt. Die Gelenke sind rot, geschwollen und sehr schmerzhaft. Auch Fieberanfälle kommen vor.
Ist die Harnsäurekonzentration im Blut dauerhaft zu hoch, lagern sich die winzigen Harnsäurekristalle in Gelenken, Sehnen, Haut oder Nieren ab. Die Folgen sind schmerzhafte Entzündungen und Gicht-Attacken.
Im dritten Stadium wird die Gicht zur chronischen Erkrankung mit lang anhaltenden Gelenkschmerzen und starken Deformationen.
Faktoren, die das Gicht-Risiko erhöhen:
Die Gicht trifft vornehmlich die Gelenke. Bei Gichtpatienten ist zusätzlich auch das Risiko für einen Schlaganfall um 71 % erhöht und das für einen Herzinfarkt sogar um 82 %. Auch die Nieren können geschädigt werden.
Wissenschaftler der Universität Otago/Neuseeland haben im Oktober 2018 an 16.760 Personen den Einfluss der Ernährung auf den Harnsäurespiegel untersucht. Wenn auch einige "problematische Lebensmittel" gefunden wurden, so war doch der Effekt der Ernährung wesentlich geringer als bisher vermutet: Mit einer Diät ließ sich der Harnsäurespiegel im Schnitt nur um 1% senken.
Eine britische Studie hat ergeben, dass als unbedenkliche Medikamente sich Kalziumantagonisten (Verapamil, Amlodipin, Nifedipin) und der ATl-Blocker Losartan herausgestellt haben. Wer an Gicht oder erhöhten Harnsäurewerten leidet und gleichzeitig einen zu hohen Blutdruck hat, für den ist es wichtig, welche Blutdrucksenker er einnimmt. Denn die meisten Blutdrucksenker erhöhen gleichzeitig auch Ihren Harnsäurespiegel und steigern Ihr Gicht-Risiko.
Um den Harnsäurespiegel zu senken, wird derzeit vor allem der Wirkstoff Allopurinol verschrieben. Er hemmt im Körper das Enzym, das Purine zu Harnsäure umwandelt. Wenn Allopurinol nicht ausreicht, kann es mit einem weiteren Wirkstoff kombiniert werden: Benzbromaron. Er erhöht die Harnsäureausscheidung. Bei einer geschwächten Niere (Niereninsuffizienz) darf er jedoch nicht eingenommen werden.
Es kann allerdings sein, dass auch Allopurinol vermehrt über die Nieren ausgeschieden wird und so weniger wirksam ist. Hier kann der neue Wirkstoff Lesinurad eine deutliche Verbesserung mit sich bringen. Er steigert ebenfalls die Ausscheidung von Harnsäure und kann auch bei einer leichten bis mittleren Nierenschwäche angewandt werden.
Während zwei großen internationalen Studien sank bei den mehr als 1000 Gichtpatienten der Harnsäurewert allein mit Allopurinol um etwa 25 % ab. In Kombination mit Lesinurad konnte die Erfolgsrate auf 55 % gesteigert werden!