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Nutzen und Schaden von Antibiotika

on Sonntag, 18 August 2019.

Nutzen und Schaden von Antibiotika

Für viele Patienten gelten Antibiotika als „Allheilmittel“. Die Risiken, die mit unnötigem Antibiotika-Einsatz verbunden sind werden dabei oft unterschätzt - insbesondere die wachsende Gefahr von Resistenzen gegen Antibiotika.

... insbesondere die wachsende Gefahr von Resistenzen gegen Antibiotika.

Unbestritten ist, dass Penicillin und andere Antibiotika vielen Menschen das Leben gerettet haben und ehemals tödliche Infektionen durch den Einsatz von Antibiotika heilbar wurden.

In vielen Fällen sind Antibiotika unabkömmlich und können Leben retten, z. B. bei schweren Infektionen wie Lungenentzündung oder bei einer Sepsis, der schwersten Verlaufsform einer Infektion. Antibiotika wirken gegen durch Bakterien verursachte Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, Keuchhusten und vielen sexuell übertragbaren Infektionen.

In manchen Fällen können Antibiotika auch das Infektionsrisiko senken, zum Beispiel bei Operationen, Chemotherapie oder bei der Dialyse von Patienten mit Nierenerkrankungen im Endstadium.

Risiken von Antibiotika

Die Risiken, die Antibiotika mit sich bringen, müssen jedoch sorgfältig gegen ihren Nutzen abgewogen werden.

Risiken und deren Folgen sind zum Beispiel:

  • Allergische Reaktionen

    Hautausschlag und Juckreiz sind noch leichte allergische Reaktionen. 
Typisch sind auch Schwellungen des Rachens und Atembeschwerden.
Akute Lebensgefahr besteht bei der schwersten Form einer allergischen Reaktion auf Antibiotika, dem allergischen (anaphylaktischen) Schock.


  • Wechselwirkungen
    Die gleichzeitige Einnahme von Antibiotika und anderen Medikamenten können sowohl die Wirksamkeit der Antibiotika als auch die der Medikamente beeinträchtigen.

  • Infektionen
    Die Einnahme von Antibiotika erhöht zudem das Risiko für andere Erkrankungen, denn die gesunde Darmflora im Verdauungstrakt wird bei einer Antibiotika- Therapie teilweise abgetötet. 

Dadurch wird die Ansteckungsgefahr mit beispielsweise leichten Bakterien in Lebensmitteln stark erhöht. 

Auch steigt während oder nach einer Antibiotika-Behandlung die Gefahr einer Infektion mit Clostridium difficile-Bakterien (C. difficile), oft eine Ursache für schweren anhaltenden Durchfall. 

Ebenso erhöht sich durch die Einnahme von Antibiotika das Risiko für Pilzinfektionen, etwa der Scheide oder von Mund und Rachen, da das natürliche Gleichgewicht zwischen Bakterien und Pilzen auf den Schleimhäuten gestört wird.

Gefahr durch Antibiotika Resistenzen

Falscher Umgang mit Antibiotika führt dazu, dass Bakterien resistent werden. Die üblichen Substanzen oder Dosierungen der Antibiotika reichen dann nicht mehr aus, um alle Krankheitserreger abzutöten. Dadurch überleben die Bakterien und verbreiten sich weiter. Je häufiger ein Antibiotikum eingenommen wird, desto größer wird der Anteil unempfindlicher Keime unter den Bakterien. Schließlich entsteht ein resistenter Bakterienstamm, bei dem das Antibiotikum nicht mehr wirkt.

Krankheiten, die bisher mit herkömmlichen Antibiotika heilbar waren, sind dadurch immer schwieriger zu behandeln. Die Ausbreitung von Antibiotika-Resistenzen ist eines der größten Probleme der modernen Medizin.


Antibiotika-Resistenzen - ein globales Problem

Über zwei Millionen Krankheitsfälle und rund 23.000 Todesopfer gehen allein in den USA auf das Konto von Infektionen mit antibiotikaresistenten Bakterien – so schätzt die US-amerikanische Gesundheits- und Seuchenschutzbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention). Zwar werden neue Antibiotika gegen resistente Bakterien entwickelt, diese sind jedoch oft nicht überall verfügbar und töten so die gefährlichsten resistenten Bakterien nicht verlässlich genug ab. Aus diesem Grund hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Liste mit antibiotikaresistenten Bakteriengruppen veröffentlicht, die bei der Entwicklung neuer Antibiotika künftig eine wesentliche Grundlage bietet.

Wann Antibiotika wirkungslos sind

Man kann davon ausgehen, dass rund 30 % aller Antibiotika-Verordnungen unnötig sind. Antibiotika sind bei Virusinfektionen wirkungslos, also bei grippalen Infekten (Erkältung), Influenza oder Bronchitis.

Viele vermeintlich bakterielle Infektionen müssen nicht immer mit Antibiotika behandelt werden. Infektionen der Nebenhöhlen oder Ohrenentzündungen zum Beispiel werden häufig auch durch Viren ausgelöst. In diesen Fällen ist die Therapie mit Antibiotika nicht sinnvoll. Oft reichen Medikamente, die die Symptome lindern. Der menschliche Körper hat in der Regel genügend Kraft, die virale Infektion durch Aktivierung des Immunsystems erfolgreich zu bekämpfen.

Initiativen zum verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika

Für den Einsatz von Antibiotika ist in erster Linie das Gesundheitswesen verantwortlich. Daneben sind aber auch Landwirte und Lebensmittelhersteller aufgerufen, weniger Antibiotika einsetzen. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Antibiotika sowie Kenntnisse über Nutzen und Risiken sind entscheidend, damit jeder bestmöglich behandelt werden kann. Weltweite Initiativen wie Antibiotic Stewardship setzen sich für einen angemessenen Einsatz von Antibiotika ein.

Einige Hinweise zum sicheren Einsatz von Antibiotika:

  • Antibiotika sollten nur nach ärztlicher Verordnung und genau wie vorgeschrieben eingenommen werden

  • Der behandelnde Arzt weiß, wann Antibiotika wirksam sind und wann nicht

  • Die jeweilige Arzt-Praxis gibt gerne Auskünfte über Antibiotika-Resistenzen und über etwaige Nebenwirkungen

  • Antibiotika müssen immer bis zum Therapieende eingenommen werden, Reste sollte man in keinem Fall aufheben

  • Antibiotika dürfen nie an andere weitergegeben werden

  • Der Arzt muss informiert werden, wenn Nebenwirkungen und vor allem starkem Durchfall auftritt

  • Der behandelnde Arzt gibt gerne Auskunft darüber, wie Beschwerden ohne Antibiotika gelindert werden können

  • Antibiotika sollten niemals ohne Rezept gekauft werden, auch nicht im Internet oder im Ausland

  • Öfters Hände waschen, Husten abschirmen, bei Krankheit zu Hause bleiben und empfohlene Impfungen durchführen helfen gesund zu bleiben und sich nicht anzustecken

  • Lebensmittel sollten sicher und hygienisch zubereitet werden, Fleisch sollte gut gegart werden und Obst und Gemüse vor dem Essen gründlich gereinigt werden

Ein gesunder Körper mit einem starken Immunsystem schützt vor der Ansteckung mit gefährlichen Krankheitserregern und kann bei schweren Komplikationen wie einer Sepsis lebensrettend sein. Deswegen ist es sinnvoll, regelmäßig einen kompletten Gesundheitscheck durchführen zu lassen, um schon im Vorfeld Schwachstellen des Körpers aufzudecken und zu beseitigen.