on Sonntag, 06 Februar 2022.
Corona begleitet uns nun schon mehr als zwei Jahre. Im Winter verunsichern uns die Beschwerden von Erkältungen und Grippe. Oft zeigen sich Symptome, die wir nicht mehr zuordnen können und die uns verunsichern.
Erkrankungen der Atemwege können jedoch viele Ursachen haben - diese müssen nicht immer mit dem Corona-Virus in Zusammenhang stehen.
Zwölf bis 20-mal pro Minute atmet ein erwachsener Mensch ein und aus. So werden pro Tag über Luftröhre und Bronchien insgesamt rund 10.000 Liter Luft bewegt, um den Körper mit Sauerstoff zu versorgen und Kohlendioxid auszuscheiden. Die in den beiden Lungenflügeln traubenförmig angeordneten Bläschen (Alveolen) sorgen für den zuverlässigen Austausch der Gase.
Das langjährige Einatmung schädlicher Partikel, wie zum Beispiel Smog, Schadstoffe am Arbeitsplatz, aber natürlich vor allen Dingen das Rauchen können zu einer „chronisch obstruktiven Lungenerkrankung“ (COPD: chronic obstructive pulmonary desease). Hierbei kommt es zu einer dauerhaften Verengung der Atemwege, die speziell das Ausatmen erschwert. Eine solche Verengung entsteht wenn sich die kleinen Atemwege entzünden, und es zu übermäßiger Schleimproduktion und Zerstörung des Lungengewebes (Lungenemphysem) kommt
Diese ernste und im Endstadium nicht heilbare Krankheit wird nach wie vor sehr unterschätzt. So wissen 87 Prozent der Deutschen nicht wofür die Abkürzung COPD steht. Allein in Deutschland leiden nahezu acht Millionen Menschen an COPD, einer Volkskrankheit, die in der Statistik der Todesursachen mittlerweile auf den dritten Platz vorgerückt ist. Fast 90 Prozent der COPD-Patienten In Deutschland sind aktuelle oder ehemaligen Raucher.
Bei COPD entstehen die schwersten Schäden in den frühen Stadien. Je früher die Erkrankung diagnostiziert werden kann, desto besser stehen die Chancen, die Lungenfunktion so weit wie möglich zu erhalten. Jeder kann dazu beitragen das COPD-Risiko zu verringern oder bei bereits bestehender Erkrankung so viel Lungenkapazität und Lebensqualität wie möglich zu bewahren. Der Verzicht auf das Rauchen steht an erster Stelle, dazu kommt regelmäßige Bewegung oder auch gezielter Lungensport.
Zudem sind eine Grippeschutzimpfung, eine Impfung gegen bakterielle Pneumonie und gegen Pertussis (Keuchhusten) dringend angesagt. Da COPD-Patienten zudem ein erhöhtes Risiko für schwere Covid-19-Verläufe haben, sollten sie sich unbedingt gegen Corona impfen lassen und die Corona-Schutzregeln genau befolgen.
Zur Diagnostik wird in erster Linie die Lungenfunktion mit Bestimmung des Atemwegswiderstands und das Luftvolumen bestimmt, das nach vollständiger Ausatmung in der Lunge zurückbleibt. Diese Untersuchung gibt Aufschluss über die Leistungsfähigkeit der Lunge und über bereits bestehende Einschränkungen. Röntgen oder Computertomografie erweitern das diagnostische Spektrum. Im fortgeschrittenen Stadium einer COPD werden außerdem die arteriellen Blutgase gemessen, um Störungen beim Gasaustausch in der Lunge festzustellen.
Vier Patientengruppen - A, B, C und D - bilden das gesamte Spektrum ab. Diese Einteilung berücksichtigt den Schweregrad der Symptomatik und das „Exazerbations-Risiko“ (Fachausdruck für die Verschlechterung des Allgemeinzustandes mit Zunahme der Luftnot). Patienten mit einer Exazerbation, die nicht im Krankenhaus behandelt werden mussten, werden den Gruppen A oder B zugeordnet - je nachdem, ob sie leichte oder schwere Symptome zeigen. Die Gruppen C und D bezeichnen Patienten mit mindestens zwei Exazerbationen oder einer stationär behandlungsbedürftigen Verschlechterung.
Jede Exazerbation ist gefährlich, und es bleibt immer etwas zurück. Die Lungenfunktlon wird danach schlechter sein. Gerade im Herbst und Winter können grippale Infekte oder auch bakterielle Lungenentzündungen dies forcieren.
COPD und ein Bronchialkarzinom (Lungenkrebs) sind leider eine häufige Kombination.
COPD gilt nach heutigem Verständnis nicht „nur“ als respiratorische Erkrankung (Atemwegs-Erkrankung), sondern als eine systemische (eine Erkrankung des ganzen Körpers). Die häufigsten Begleit-Erkrankungen sind Bluthochdruck, Koronare Herzerkrankung. Herzschwäche, Muskel- und Knochenschwund und psychische Erkrankungen. Die Erfahrung akuter Luftnot ist für die Betroffenen traumatisch.
Zwei Ziele werden bei der Therapie der COPD angestrebt, die Verminderung der Beschwerden und die Verhinderung von akuten Krankheitsverschlechterungen (Exacerbationen). Im Vordergrund der Behandlung steht die antiobstruktive (bronchienerweiternde) Medikation mit kurz wirksamen Beta-2-Agonisten (SABA), lang wirksamen Beta-2-Agonisten (LABA) und lang wirksamen Anticholinergika (LAMA). Dazu kommt eine antientzündliche Therapie mit einem inhalierbaren Cortison (ICS). Der Einsatz dieser Medikamente orientiert sich an der Krankheitsschwere:
Die Dreifachkombination (LAMA, LABA und ICS) ist zugelassen für Patienten, die trotz dualer Therapie instabil sind. Die zusätzliche Gabe eines ICS beeinflusst vor allem die Exazerbationshäufigkeit günstig, doch sie erhöht auch das Risiko für eine Pneumonie. Dabei kommt auf 19 verhinderte Exacerbationen aber nur eine zusätzliche Pneumonie.
Hier helfen die Daten der IMPACT-Studie. Diese Studie untersuchte über 10.000 Patienten mit mäßiger bis schwerer COPD, die alle im Vorjahr wenigstens zwei Exazerbation erlitten hatten. Im Vergleich zu Zweifachkombinationen hatten diese Patienten einen Vorteil, wenn sie eine Dreifachkombination bekamen. Die jährliche Rate an moderaten und schweren Exazerbationen sank deutlich. Die Studie lieferte zudem auch Hinweise auf eine verringerte Sterblichkeit unter der Tripletherapie. Eine Dreierkombination mit zusätzlichen ICS (inhalierbaren Cortison) sollten demnach alle Patienten bekommen, die mindestens zwei mäßige oder schwere Exacerbationen pro Jahr erleiden.