on Sunday, 01 November 2015.
Osteoporose betrifft nicht nur Frauen mit Östrogenmangel. Auch Männer erkranken an Knochenschwund. Wer sein persönliches Risiko senkt, vermeidet ernste Folgeschäden.
Osteoporose bezeichnet den Verlust von Knochendichte. Vor allem Frauen wird diese Erkrankung zugeschrieben, da das weibliche Sexualhormon Östrogen beim Aufbau und Erhalt der Knochen maßgeblich beteiligt ist. Stellt sich in den Wechseljahren ein Östrogenmangel ein, kann dies eine postmenopausale (bzw. postklimakterische) Osteoporose nach sich ziehen. Auch bei verzögerter Pubertät oder nach der Entfernung von Eierstöcken und Gebärmutter im fortpflanzungsfähigen Alter sind Frauen gefährdet.
Aber die Osteoporose ist keine Erkrankung, die nur Frauen betrifft. Auch Männer können erkranken. Allerdings verläuft bei ihnen der altersbedingte Testosteronmangel eher schleichend und führt erst im höheren Alter zum Verlust von Knochenmasse.
Wie jedes Gewebe ist auch das Knochengewebe eine lebende Verbindung von Zellen. Manche Knochenzellen (Osteoblasten) sorgen dafür, dass neues Knochengewebe gebildet wird, während andere (Osteoklasten) überaltertes oder geschädigtes Knochengewebe entfernen.
Mit zunehmendem Alter kann es zu einem sehr raschen Abbau von Knochensubstanz kommen. Dadurch verringert sich die Knochendichte, die Knochen werden porös und anfälliger für Frakturen. Am häufigsten kommt es dann zu Wirbelkörper-Einbrüchen, Oberschenkelhalsfrakturen, Speichenbrüchen am Handgelenk oder einem Beckenbruch.
„Ohne Behandlung schreitet eine Osteoporose immer weiter voran“, sagt Dr. Reinhold Lunow. Der Internist und ärztliche Leiter der Praxisklinik Bornheim zwischen Köln und Bonn kennt neben Frakturen weitere Folgeerkrankungen. „Chronische Veränderungen sind möglich wie die Abnahme der Körpergröße, die Ausbildung eines Rundrückens oder dauerhafte heftige Knochenschmerzen.“
Der Experte für Diagnostik und Präventivmedizin warnt davor, einen Knochenbruch auf die leichte Schulter zu nehmen. „Bei der postklimakterischen Osteoporose treten die ersten Frakturen etwa 6 bis 12 Jahre nach der letzten Monatsblutung auf. Mit jedem Knochenbruch steigt das statistische Risiko für weitere Brüche um das 4- bis 5-Fache an. Im Alter kann so eine Fraktur schwerwiegende Folgen haben, etwa wenn sich nach einem Oberschenkelhalsbruch Invalidität und Pflegebedürftigkeit einstellen.“
Wird eine Osteoporose nicht frühzeitig erkannt und behandelt, lassen sich ihre Folgen nur noch symptomatisch, aber nicht mehr ursächlich therapieren. Denn Osteoporose ist bislang nicht vollständig heilbar.
Umso wichtiger ist es für Frau und Mann gleichermaßen, der Osteoporose vorzubeugen. Dazu sollte man sein persönliches Osteoporose-Risiko feststellen lassen. „Wichtig ist eine gründliche Anamnese über Beschwerden, Schmerzen und vorangegangene Knochenbrüche. Auch eine bekannte Osteoporose in der Familie sollte erfasst werden, ebenso weitere Erkrankungen und regelmäßige Medikamenteneinnahme“, erklärt Dr. Lunow. „ Ein Check-up mit Bestimmung der Laborwerte von Kalzium, Phosphat, Vitamin-D-Stoffwechselprodukten, Parathormon sowie Östrogen und Testosteron gibt Hinweise zum Zustand des Knochenstoffwechsels ebenso wie eine Knochendichtemessung.“
Grundsätzlich richtet sich die Therapie immer nach der persönlichen Situation des Patienten. Liegt bereits ein Bruch vor, steht dessen Versorgung samt Schmerztherapie im Vordergrund. Bei frühen Hinweisen auf Störungen im Knochenstoffwechsel können Medikamente hilfreich sein, die den Knochenabbau verhindern bzw. verlangsamen.
Als Basistherapie kommt die Zufuhr von Kalzium und Vitamin D infrage. Vitamin D fördert die Aufnahme von Kalzium in das Blut und seinen Einbau in den Knochen. Voraussetzung hierfür ist eine ausreichende Kalziummenge. Daher werden Vitamin D und Kalzium meist in Form von Tabletten, Brausetabletten oder Pulver gemeinsam eingenommen.
Darüber hinaus können weitere Medikamente notwendig werden: Antiresorptiva, die den Abbau von Knochenmaterial verhindern, und Anabolika, die den Muskel- und Knochenaufbau anregen.
Auch wenn noch keine Beschwerden vorliegen, sollte man aktiv Vorsorge betreiben. Wichtiger Ansatzpunkt ist auch hier dafür zu sorgen, dass dem Körper ausreichend Vitamin D und Kalzium zur Verfügung steht. Denn wird mit der Nahrung zu wenig Kalzium aufgenommen, werden die Kalziumspeicher in den Knochen angezapft. Selbst untergewichtige Frauen und Hochleistungssportler mit strengem Diätplan und geringem Körperfettanteil sind daher einem erhöhten Osteoporoserisiko ausgesetzt.
Um ausreichend Kalzium aufnehmen zu können, sollten Sie Vitamin D (ca. 400 bis 1200 IE pro Tag) über die Nahrung zu sich nehmen. Ebenso die Vitamine C, A, K, B12 sowie Folsäure.
Gesunde Erwachsene benötigen etwa 1 Gramm Kalzium pro Tag aus unterschiedlichen Nahrungsquellen, ab 50 Jahren rund 1,2 Gramm. Auf den Speiseplan gehört daher eine ausgewogene kalziumreiche Ernährung mit viel (grünem) Gemüse, Milch und Milchprodukten. Leiden Sie an einer Kuhmilch-Allergie oder Milchzuckerunverträglichkeit (Laktose-Unverträglichkeit), weichen Sie auf Gemüse, Nüsse, Vollkornprodukte und Mineralwässer aus.
Meiden Sie Lebensmittel, welche die Kalziumaufnahme aus dem Darm und die Einlagerung in die Knochen verhindern können, z. B. phosphathaltige, oxalsäurehaltige oder besonders zuckerhaltige Produkte aus Weißbrot, Wurst, Fleisch, Softdrinks oder Schmelzkäse.
Verzichten Sie auf zu viel tierisches Eiweiß, denn es fördert die Ausscheidung von Kalzium durch saure Abbauprodukte. Ähnliches gilt für eine kochsalzreiche Ernährung. Bikarbonat aus Mineralwässern kann dies teilweise wieder kompensieren. Würzen sie zurückhaltend mit Salz und greifen Sie eher auf frische Kräuter zurück.
Problematisch ist Alkohol, denn er behindert die Kalziumaufnahme und beschleunigt den Knochenabbau. Koffein steigert die Ausscheidung von Kalzium. Die Kombination von Koffein und Zucker, wie sie in vielen Softdrinks zu finden ist, schädigt den Knochen besonders.
Auch Rauchen steigert das Osteoporoserisiko. Frauen, die täglich etwa 20 Zigaretten rauchen, haben in der Menopause rund 10 % weniger Knochenmasse als Nichtraucherinnen, denn Nikotin verringert die Nährstoffversorgung des Knochens. Außerdem verschlechtert es die Heilungsvorgänge nach einem Knochenbruch. Raucher sind vor allem für Wirbelkörperbrüche anfällig. Wer dagegen mit dem Rauchen aufhört, kann das Risiko um 50 % senken.
Die Knochenmasse lässt sich stärken und festigen durch regelmäßiges Spazierengehen, Schwimmen, Gehtraining, Nordic Walking oder leichtes Lauftraining. Wer täglich mindestens 30 Minuten an der frischen Luft trainiert, fördert die Vitamin-D-Produktion und verbessert Gleichwicht, Koordination und Muskelkraft.
Manche Medikamente, die Sie über einen längeren Zeitraum einnehmen, können auch die Knochen schädigen und Osteoporose verursachen. Klären Sie bei bei der Erstellung Ihres persönlichen Risikoprofils solche möglichen Nebenwirkungen ab. Nehmen Sie zusätzliche Kalziumpräparate nicht auf eigene Faust, sondern nur nach ärztlicher Absprache ein.