on Sunday, 01 December 2013.
Einige hundert Sportler sterben jährlich am plötzlichen Herztod. Junge Menschen sind genauso betroffen wie Wiedereinsteiger im fortgeschrittenen Alter. Ursache ist meist eine unerkannte Herzerkrankung.
Sport ist gesund, gerade auch zur Vermeidung von altersbedingten Herzerkrankungen wie der koronaren Herzkrankheit (KHK). Trotzdem gilt: Vor dem Sport steht die sportmedizinische Untersuchung. Dies gilt für jüngere, trainierte Menschen genauso wie für ältere Wiedereinsteiger. Nur so lassen sich angeborene Herzfehler oder Herzrhythmusstörungen ausschließen, die im normalen Alltag keine Beschwerden verursachen und daher oft unerkannt bleiben, beim Sport aber zum plötzlichen Herztod führen können.
Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist die sogenannte „hypertrophe Kardiomyopathie” verantwortlich für gefährliche Rhythmusstörungen unter großer körperlicher Belastung: Wie jeder trainierte Muskel vergrößert sich auch der Herzmuskel durch sportliche Aktivität im Laufe der Zeit. Was eigentlich eine physiologische Anpassung an intensive und regelmäßige Trainingsleistungen ist, wird zum Risikofaktor, wenn sich die Scheidewand zwischen linker und rechter Herzkammer (Ventrikelseptum) asymmetrisch verdickt. Dies wirkt wie eine Gefäßverengung (Stenose) und behindert den Blutfluss aus der linken Herzkammer in die Hauptschlagader (Aorta). Bei hoher körperlicher Belastung kann dies tödliche Folgen haben.
„Das unregelmäßige Wachstum des Herzmuskels ist dabei nicht das Resultat falschen Trainings, sondern bereits genetisch bedingt“, erklärt Dr. Reinhold Lunow. Der ärztliche Leiter der Praxisklinik Bornheim nahe Köln und Bonn weiß: „Da im normalen Alltag aber meist keinerlei Beschwerden auftreten, bleibt diese Herzerkrankung oft lange Zeit verborgen.“
Aber auch fieberhafte Infekte können den Herzmuskel anfällig machen für Rhythmusstörungen, die zu einem plötzlichen Herztod führen. „Wer trotz eines fieberhaften Infekts Sport treibt, gefährdet sein Herz“, warnt Dr. Lunow. „Stattdessen sollte auf Sport verzichtet werden, denn solche Infekte ziehen gerne eine Entzündung des Herzmuskels, eine sogenannte Myokarditis, mit gefährlichen Rhythmusstörungen nach sich."
Ab dem 35. Lebensjahr gehen schnelle Herzrhythmusstörungen und daraus resultierende Herztodesfälle im Sport mit Abstand am häufigsten auf eine KHK zurück: eine Arteriosklerose, umgangssprachlich auch als „Verkalkung” der Herzkranzgefäße bezeichnet. Ist durch den verringerten Blutfluss die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels gestört, stellen sich Rhythmusstörungen ein: Die Herzmuskelzellen arbeiten nicht mehr synchron. Die Pumpleistung des Herzens sinkt bzw. bricht ganz zusammen. Schon nach wenigen Sekunden ohne ausreichend Sauerstoff im Gehirn tritt Bewusstlosigkeit ein. Werden nicht innerhalb kürzester Zeit Wiederbelebungsmaßnahmen wie Beatmung und Herzdruckmassage eingeleitet, endet dieser Prozess tödlich.
Zwar stellt Sport eine Belastung unseres Herz-Kreislaufsystems dar. „Trotzdem sollte man deshalb nicht auf regelmäßigen Sport verzichten. Schließlich zählt er zu den besten Möglichkeiten, einer koronaren Herzkrankheit entgegenzuwirken, denn auch der Herzmuskel will trainiert sein. Allerdings sollte man vorher mögliche Risiken ausschließen. Risikopatienten sollten die für sie richtige sportliche Betätigung in Absprache mit dem Arzt finden“, so Dr. Lunow.
Der Facharzt für innere Medizin ist zudem Spezialist für Diagnostik und Vorsorge (Prävention). Für gesunden Sport empfiehlt er ein paar einfache Regeln einzuhalten:
Um allen Gefahren aus dem Weg zu gehen und unbeschwert Sport treiben zu können, rät Dr. Lunow zu einer umfassenden Untersuchung. „Ab dem 35. Lebensjahr zahlt die Krankenkasse alle zwei Jahre im Rahmen der Vorsorge einen Gesundheitscheck. Für Sportler ist darüber hinaus ein Fitness-Check empfehlenswert: Dabei untersuchen wir das Herz nicht nur mit einem Ruhe- und einem Belastungs-EKG, sondern führen auch eine Ultraschalluntersuchung durch. Mit dieser Echokardiografie lassen sich krankhafte Veränderungen am Herzen und im Blutstrom schnell und ohne Strahlenbelastung erkennen.“
(Bild: coldwaterman/fotolia.com)